Zeichnung: Tilde Leitner
„Lieber zu viel gegessen, als zu wenig getrunken“, heißt es in dem, für leibliche Genüsse fröhlich offenstehenden Volksmund. Klar ist, dass manche „Leib-und Seelgerichte“ nicht nur den Mitteltrakt des Leibes zusammenhalten und oft auch „umrunden“, sondern erstaunliche Karrieren machten. Ein Beispiel: „Allgäuer Käsknöpfle“; weltläufiger auch Kässpätzle genannt. Man muss nicht magentief abtauchen, um zu erfahren, dass „Leibspeisen“ auch regionale Gemütszustände zeigen. Wenn zum Beispiel jemand mit dräuender Kraft altdeutsche „Stampfkartoffeln“ bis hinunter zur atomaren Feinstruktur essfertig macht, dann kann man solchigen Kochvorgang nicht mit einem „Kochkünstler“ in Stehgeigermontur vergleichen, der unter Singen einer Walzermelodie die „Grießnockerl“ in die Brühe gleiten lässt. Die Allgäuer Leibspeis aus Spätzlemehl, (vielleicht mit einer Prise Muskatpulver), aus Eiern, aus einer Prise Salz, angebräunten Zwiebelringen, und natürlich aus Käse mundet inzwischen auch Nordlichtern aus „Labskaukasasien“. Wie die Zeichnung augenzwinkernd darstellt.
Apropos Käse! Der Genussmensch erhofft sich eine Mischung aus altgedientem Bergkäse (die Höhenausgabe des Emmentalers), dem berühmten „Nonnenfürzlekäs“, also z.B. Backsteiner und als waffenscheinpflichtige Krönung etwas Weißlacker. Die Allgäuer als Höhenausgabe des alten „Swebenstammes“ und genauso schwäbisch sparsam, haben es geschafft, die Spätzle, durch Käsfäden verbunden, verlustfrei in die Mundeinfahrt zu transportieren. Für Krimifreunde sollte noch erwähnt werden, dass in einem der nächsten, sicherlich schon im Volksmund herumwabernden „Kluftingerkrimis“ ein „einöder“ Wilderer versehentlich an einem Käsfaden hängend zu Tode kommt. (Detailgetreu muss der Faden aus reinem Hartkäse bestehen!). Grundlegend für die „Verbundleibspeise“ ist der Spätzlehobel. Ein gelochtes Weißblech mit Aufsatz und Löchern, durch die der stramme Teig dann als „Spätzlegenese“ ins sprudelnde Salzwasser plumpst.
Und dieses Gerät führte dereinst zu hochnotpeinlichen Kontrollen an der Sicherheitsschleuse des Flughafens in Singapur. Meine Tochter, (die als „Blogwartin“ meinem www-Blog zuarbeitet) wollte ihre Mutter auf Bali besuchen. (Einst hieß die Mutter noch Schmid-Wirjomihardjo und liebt Spätzle). Bei der Flughafenkontrolle kam es nach der Sichtung des völlig unbekannten, weißglänzenden Gerätes zu einer, von Menschen unterschiedlicher Erdteilhabe und Bekleidungen mit anschwellendem Stimmengewirr verfolgten Stockung. Zwei blaue und zwei „Taj Mahal“-exotisch braune Dienstaugen befragten meine Tochter im Stile eines Lügendetektors. Dreisprachig, nämlich Indonesisch, Englisch und Hessendeutsch gelang es meiner Tochter, den Hobel (das mitgeführte Spätzlemehl stand unter Drogenverdacht) als Produktionsmittel für die Erstellung von „Mie-Käsegericht“ bzw. „Short Swabian Specialfood“ darzustellen. Die internationalen Warteschlangen zollten dem glücklich beendeten Zollvorgang viel Beifall. Und die Moral aus der Geschichte:
Auch durch Käsefäden kann die Welt immer mehr zusammenwachsen.